zurück

100 Jahre Arbeiterverein Dungelbeck




Ausgabe: PAZ  Datum: 18.02.2005

„Sterbehilfe“ nicht angetastet

Arbeiterverein unterstützte kranke Mitglieder und Waisenkinder

Peine-Dungelbeck (el). Die Gründung des „Walzwerkervereins“ Dungelbeck am 11. Juni 1905, der sich zwei Jahre später bei der Fahnenweihe in Arbeiterverein umbenannte, fiel in die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs der Region. Die meisten Arbeiter waren beim Peiner Walzwerk, der Ilseder Hütte oder bei den Schraubenwerken beschäftigt. Sie wohnten in Peine und in benachbarten Dörfern wie etwa Dungelbeck.
Der neu gegründete Verein war unpolitisch und überkonfessionell. Das war später wohl der Hauptgrund, heißt es in der Festschrift „100 Jahre Arbeiterverein Dungelbeck“, warum er im Gegensatz zum Peiner Walzwerkerverein von den Nationalsozialisten nicht aufgelöst wurde. Der Arbeiterverein hielt während des Zweiten Weltkrieges einen „Notbetrieb“ aufrecht.
1930 betrugen die Durchschnittslöhne der Arbeiter 176 bis 225 Mark pro Monat. Doch soziale Einrichtungen der Arbeitgeber wie etwa Witwen- und Waisenkasse, Werkssparkasse sowie Vergünstigungen bei der Beschaffung von Wohnraum, Nahrung und Brennstoff galten als gut.
Dennoch war die soziale Verantwortung des Arbeitervereins Dungelbeck von Anfang an stark ausgeprägt. „Früher bekam ein kranker Kamerad 25 Mark Krankengeld. Waisenkinder erhielten oft 50 Mark aus der Vereinskasse. In den Kriegsjahren, aber auch danach, half der Verein mit Zuwendungen bei Notfällen“, berichtet Kassierer Manfred Asche.
Inzwischen sind viele dieser Sozialleistungen durch „Zeit und Gesetzgebung überholt“. Aber die seit der Gründung bestehende „Sterbehilfe“ für Mitglieder blieb unangetastet. So bekommt die hinterbliebene Ehefrau 160 Euro, und der überlebende Ehemann 140 Euro.


 

Die Fahnenseite mit dem Leitspruch des Arbeitervereins Dungelbeck ziert die Festschrift zum 100-jährigen Bestehen, das im Juni gefeiert wird.