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100 Jahre Arbeiterverein Dungelbeck




Ausgabe: PAZ  Datum: 18.02.2005

Arbeiterverein steht in der sozialen Pflicht

Dungelbecker Verein feiert im Juni 100. Geburtstag / Umfangreiche Festschrift / Eintrittsalter wird großzügig gehandhabt

Dem verpflichtenden Leitsatz „Lasst in der Freundschaft treuem Walten uns ferner auch zusammenhalten“ sind die Mitglieder des Arbeitervereins Dungelbeck gerade in den schweren Zeiten zweier Weltkriege und danach gefolgt – seit 1905. Wenn der Verein am 11. Juni seinen 100. Geburtstag feiert, spiegelt sich in diesem Ereignis neben der Pflege der Geselligkeit, Kameradschaft und der sozialen Unterstützung auch ein Stück der Geschichte des Peiner Walzwerkes und der Ilseder Hütte wider.
Von Manfred Reichel
Peine-Dungelbeck. Jetzt geht die nach gut einem halben Jahr vom Vorstand fertig gestellte Festschrift zum 100-jährigen Bestehen in den Druck. Sie ergänzt die in der Dungelbecker Dorfchronik aus wissenschaftlicher Sicht dargestellte Geschichte des Arbeitervereins, einem der wenigen noch bestehenden im Peiner Land.
„Wir porträtieren das Vereinsleben mit starker sozialer Ausrichtung und die Aktivitäten der Mitglieder. Erstmals kommen Anekdoten und Skandälchen von Sitzungen, Festen, Fahrten und Kameradschaftsabenden zur Sprache – schwarz auf weiß, aber nicht immer mit Namen“, erläuterte Vorsitzender Wilhelm Tollnick. Beispielsweise musste sich der Vorstand Mitte der 50 Jahre mit dem Vorwurf der Selbstbereicherung herumplagen. Einmal verließ der Vorsitzende im Verlauf einer Diskussion erbost die Versammlung und legte für kurze Zeit sein Amt nieder.
Außerdem besticht die Festschrift, die der Vorstand in Detailarbeit erstellt hat, durch einen großen Bilderteil. Der vermittelt Momentaufnahmen etwa von Ausflügen und Busfahrten, veranschaulicht ebenso die Präsenz des Vereins bei Dorfveranstaltungen wie Schützenfesten oder bei den Jahrfeiern zum 900. beziehungsweise 950. Geburtstag Dungelbecks.
Seit der Gründung im Juni 1905 sind alle Kassen-, Mitgliedsbücher und Protokolle der Sitzungen erhalten. „Die Ereignisse sind knapp, sachlich und meistens emotionslos dargestellt. Die interessantesten Dinge müssen oft zwischen den Zeilen gelesen werden“, so Hella Heubach-Diercks. Sie ist nicht Mitglied des Arbeitervereins, hat jedoch die Texte für die Festschrift geschrieben, für die schon 30 Bestellungen vorliegen.
Zwischen 1906 und 1937 gehörte nahezu jeder Arbeiter in Dungelbeck dem Arbeiterverein an, dem sich schon bald Angestellte und Beamte anschließen konnten. Mussten seinerzeit die Eintrittswilligen jünger als 40 Jahre sein, wird inzwischen auch ein „Eintrittsalter von 70 Jahren großzügig gehandhabt“. Heute reicht ein einstimmiger Vorstandsbeschluss für eine Neuaufnahme, für die früher die Versammlung einstimmig votieren musste. Seit der Euro-Umstellung im Jahr 2002 entfällt die Aufnahmegebühr. Derzeit beträgt die Mitgliederzahl 60, in guten Zeiten lag sie weit über 100. Gleichwohl ist Vorsitzender Tollnick optimistisch, dass der „schon 1970 totgesagte Arbeiterverein“ ein gute Zukunft vor sich hat. So treten wieder jüngere Leute ein. Familien mit Kindern sind gern gesehen bei Busfahrten. Sie bekommen Preisermäßigung.
Ebenso wie die beiden Kegelgruppen floriert die Schießgruppe, für die eigens zwei junge Schießwarte aus dem Verein ausgebildet wurden. Einzelheiten zum 100. Geburtstag am 11. Juni werden rechtzeitig mitgeteilt. Nur sicher ist jetzt schon: Drei Tage, wie beim 50-jährigen Bestehen im Jahr 1955, wird dieses Mal nicht gefeiert.

Mitglieder des Arbeitervereins besichtigten in den 60er Jahren die Firma Ansbach. Foto: Arbeiterverein