„Sterbehilfe“ nicht angetastet
Arbeiterverein unterstützte kranke Mitglieder und
Waisenkinder
Peine-Dungelbeck (el). Die Gründung des
„Walzwerkervereins“ Dungelbeck am 11. Juni 1905, der sich zwei Jahre
später bei der Fahnenweihe in Arbeiterverein umbenannte, fiel in die
Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs der Region. Die meisten
Arbeiter waren beim Peiner Walzwerk, der Ilseder Hütte oder bei den
Schraubenwerken beschäftigt. Sie wohnten in Peine und in
benachbarten Dörfern wie etwa Dungelbeck. Der neu gegründete
Verein war unpolitisch und überkonfessionell. Das war später wohl
der Hauptgrund, heißt es in der Festschrift „100 Jahre
Arbeiterverein Dungelbeck“, warum er im Gegensatz zum Peiner
Walzwerkerverein von den Nationalsozialisten nicht aufgelöst wurde.
Der Arbeiterverein hielt während des Zweiten Weltkrieges einen
„Notbetrieb“ aufrecht. 1930 betrugen die Durchschnittslöhne der
Arbeiter 176 bis 225 Mark pro Monat. Doch soziale Einrichtungen der
Arbeitgeber wie etwa Witwen- und Waisenkasse, Werkssparkasse sowie
Vergünstigungen bei der Beschaffung von Wohnraum, Nahrung und
Brennstoff galten als gut. Dennoch war die soziale Verantwortung
des Arbeitervereins Dungelbeck von Anfang an stark ausgeprägt.
„Früher bekam ein kranker Kamerad 25 Mark Krankengeld. Waisenkinder
erhielten oft 50 Mark aus der Vereinskasse. In den Kriegsjahren,
aber auch danach, half der Verein mit Zuwendungen bei Notfällen“,
berichtet Kassierer Manfred Asche. Inzwischen sind viele dieser
Sozialleistungen durch „Zeit und Gesetzgebung überholt“. Aber die
seit der Gründung bestehende „Sterbehilfe“ für Mitglieder blieb
unangetastet. So bekommt die hinterbliebene Ehefrau 160 Euro, und
der überlebende Ehemann 140 Euro.
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