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Pressestimmen zu Kriegschronik und Feldpostbriefen


Ausgabe: PAZ  Datum: 15.04.2005

„Mutter, ich möchte sehr gern zu Hause sein“

Broschüre über Feldpostbriefe Dungelbecker Bürger liegt vor / Private Dokumente von Familienangehörigen berücksichtigt

Peine-Dungelbeck (el). Die Feldpostbriefe von Dungelbecker Bürgern sind jetzt in einer Broschüre erschienen. Es handelt sich um den Abdruck der Briefe von Soldaten und Familienangehörigen aus der „Dungelbecker Kriegschronik“.
Diese konnten wegen ihres Umfanges im ersten Band der Quelleneditionen des Stadtarchivs „... bis wir den Sieg errungen haben“ nur teilweise berücksichtigt und als schwierige, historische Quelle wissenschaftlich beleuchtet werden (PAZ berichtete). In einer Auflage von 150 Exemplaren ist jetzt der Sonderdruck zum Stückpreis von 5 Euro bei Ilse Horstmann erhältlich. Die Heimatpflegerin hat die vom damaligen Schulleiter Georg Bösche abgeschriebenen Feldpostbriefe, Lebensläufe, Todesbenachrichtigungen und Grabreden, die Bestandteil der von ihm im Auftrag der NSDAP erstellten Dungelbecker Kriegschronik sind, abgeschrieben.
„Ich habe von betroffenen Familienangehörigen zusätzliche Unterlagen erhalten. Dazu gehört ein umfangreicher Briefwechsel von drei Dungelbecker Soldaten“, sagte die für die Gesamtherstellung der Broschüre verantwortliche Ilse Horstmann. Beileidsschreiben der NSDAP, die Grabrede von Pastor Mirow auf einen nach knapp 140 Feindflügen abgeschossenen Flieger sowie weitere private Originalakten sind in der Broschüre berücksichtigt und mit einem Sternchen gezeichnet.
„Die der Zensur unterliegenden Soldatenbriefe schildern in unterschiedlicher Weise die Sinnlosigkeit des Krieges und die damit verbunden Nöten der Einzelnen. Eine ganze Generation von jungen Menschen – die Gefallenen Dungelbecks waren in der Regel etwas über 20 Jahre alt – wurde zu willigen Werkzeugen einer grausamen, menschenverachtenden Führung“, heißt es im Vorwort der Broschüre. In den Dokumenten spiegele sich auch Verachtung und Überheblichkeit gegenüber anderen Völkern wider.
Häufig ist die NSDAP-Sprachregelung bestimmend –- etwa bei Todesbenachrichtigungen: Die Soldaten „mussten für Führer, Volk und Größe des Deutschen Reiches sterben, weil Deutschland leben muss“. Wenig einfühlsam gegenüber den Hinterbliebenen liest sich teilweise die Darstellung der Todesumstände in den offiziellen Benachrichtigungen: „Kugel mitten in den Kopf, Granatvolltreffer, mehrere Bauchschüsse und wegen kritischer Feindlage konnte der Nachlass des Gefallenen nicht mehr geborgen werden“.
Der Frontbrief vom 24. Dezember 1944 eines 19-jährigen Dungelbeckers hat Horstmann „zutiefst erschüttert“. „Mutter, ich möchte sehr gern zu Hause sein. Wenn ich 20 Monate nicht zu Hause war, kann ich Urlaub bekommen“, heißt es da. Am 7. Januar 1945 fiel er im Kampf um Budapest. Das Deutsche Frauenwerk der NSDAP „gedachte der Mutter, die dem Vaterland das größte Opfer brachte“.
„Der Dungelbecker Ortsrat will mit der Herausgabe der „Feldpostbriefe“ die Sinnlosigkeit des Krieges und die Verblendung der Menschen vor Augen führen“, sagte Ortsbürgermeister Bernd-Detlef Mau. Der Erlös der Broschüre kommt dem Heimatverein zugute. Ilse Horstmann hat als „bleibende Erinnerung“ an die gefallenen Dungelbecker Bürger auf jegliches Honorar verzichtet.



Artikel der PAZ vom 9.4.2005:
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