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Artikel der PAZ vom 19.8.2004

Luftschutzbunker unter begrüntem Hügel


Mehrere Anlagen in Dungelbeck zugeschüttet oder beseitigt / Aus Feuerlöschteich sollte Freibad werden


Peine-Dungelbeck (el). Einem Walbuckel ähnelt die begrünte, mannshohe Erdböschung hinter der Bushaltestelle „Am Festanger“. Nur wenige wissen, dass es sich um eine „versteckte“ Hinterlassenschaft des Zweiten Weltkrieges handelt. Der Luftschutzbunker, einer dieser Einrichtungen in Dungelbeck, wurde zugeschüttet. Wann, lässt sich nicht mehr feststellen.

„Da bin ich als Bub in den 50er Jahren noch mit dem Schlitten heruntergefahren“, erinnert sich Ortsbürgermeister Bernd-Detlef Mau. Wie viel Personen in dem Luftschutzbunker seinerzeit Platz fanden, kann er nicht sagen.

Die Ortsheimatpflegerin Ilse Horstmann, engagiert im Arbeitskreis Dorferneuerung, steuert jedoch zu diesem Thema interessante Einzelheiten bei. So lief 1936 die erste Luftschutzübung in Dungelbeck an, zwölf Monate später ging eine große Verdunkelungsübung im Dorf über die Bühne.

Aus einem Rundschreiben des damaligen Gemeindebürgermeisters im Februar 1941 ging hervor, dass das Luftgaukommando den Ort Dungelbeck als besonders gefährdet eingestuft hat und deshalb „verschärfte Luftschutzmaßnahmen“ erließ. Dafür dürfte die Nähe des Peiner Walzwerkes den Ausschlag gegeben haben. Neben Anweisungen für Verdunkelung und Entrümpelung des Hausbodens, um jeden Winkel bei der Brandbekämpfung zu erreichen, gab es genaue Verhaltensregeln im Luftschutzkeller. Neben „Bequemlichkeitseinrichtungen“ wie Strohsäcken, Stühlen und Decken mussten mindestens 1 bis 2 Hacken und Schaufeln in greifbarer Nähe stehen. Ebenso war ein Sanitätsschrank Pflicht. Hatten Dungelbecker damals die „günstige Kaufgelegenheit“ einer Gasmaske versäumt, so mussten im Luftschutzraum Wasserbehälter und Tücher zur Verfügung stehen, damit bei Gasgefahr Mund und Nase mit feuchten Tüchern geschützt werden konnten, hieß es in der Anordnung des Bürgermeisters.

„1942 wurde der erste Bunker Dungelbecks auf dem Gelände des Landwirtes Heinrich Matthies errichtet. Inzwischen ist der Hof abgerissen“, so Horstmann. Damals lieh die Firma Dürkop Loren, Gleise und einen Betonmischer aus. Hauptsächlich Frauen – die Männer waren im Krieg – betonierten damals diese Anlage in knapp zwei Tagen, und der obere Bereich wurde mit Erde abgedeckt. Wie viele Sitzgelegenheiten es im Raum gab, kann Horstmann nicht mehr sagen. Erst 1974 wurde dieser Bunker abgerissen, weil auf dem Hofgelände Häuser hochgezogen wurden.

Eine weitere Schutzanlage entstand am Festanger 1942. Sie ist heute mit Sträuchern bedeckt. Ein dritter Bunker war am Nordrand des Dorfes, wo heute das Blumenfeld des Landwirtes Behrens liegt. Die Bauzeit verzögerte sich seinerzeit wegen fehlenden Baumaterials und des harten Winters, so dass die Fertigstellung erst im Frühjahr 1944 erfolgte. 1980 wurde diese Anlage gesprengt. Schließlich befand sich ein hölzerner Splitterschutzgraben im heutigen Hilligenhop.

Interessant noch, dass im Sommer 1943 ein Feuerlöschteich auf dem derzeitigen Dungelbecker Sportplatz angelegt wurde. Ton aus der Telgter Kippe diente zur Auskleidung des Teiches. Der sollte nach dem gewonnenen Krieg für ein Freibad ausgebaut werden.

Hinter dem begrünten Hügel an der Dungelbecker Haltestelle „Am Festanger“ liegt der zugeschüttete Luftschutzbunker.
Christian Bierwagen
Der 1980 freigelegte und dann gesprengte Bunker in Dungelbeck auf dem heutigen Blumenfeld des Landwirtes Behrens.
Foto: Otto Peyers

Foto: Otto Peyers

Foto: Otto Peyers

Foto: Otto Peyers

Foto: Otto Peyers

Foto: Helga Schenk

Foto: Helga Schenk

Foto: Helga Schenk

Foto: Helga Schenk